Ich liebe Tiere. Wenn ich im Sommer unter freiem Himmel esse, rette ich jede Fliege oder Wespe aus meinem Glas. Ich bringe Tauben zum Einschläfern, wenn Sie vor eine Scheibe geflogen oder im Straßenverkehr verunfallt sind. Hummer zu essen, ist in meinen Augen Auftragsmord. Schnecken- und Froschschenkel-Gerichte gehören nach meinen Dafürhalten in die Kategorie Perversion. Und als vor 2 Wochen in meiner Küche unter der Spüle ein Heißwassergerät deinstalliert wurde, reichte ich den 4 kleinen Spinnen, die zum Vorschein kamen, erst einmal ein Stück Zewa als Brücke zum Überleben. Als BSE zur Tragödie wurde, vor ungefähr 12 Jahren, da gehörte ich zu den Menschen, die die Hand dafür ins Feuer gelegt hätten, dass nun alles anders wird. ….. Nichts ist anders geworden!
Meinen ersten Versuch vegetarisch zu leben, machte ich als Teenager. Dieser Versuch endete mit einem pickeligen Gesicht, woraufhin mein Arzt nur meinte "Du kannst nicht einfach das Fleisch weglassen. Das sind schon erste Anzeichen von Mangelernährung. Sich fleischlos zu ernähren ist eine Wissenschaft für sich!". Wissenschaft hatte ich in der Schule genug und Pickel konnte ich in dem Alter schon garnicht brauchen. Also wieder zurück zum Fleischessen. Ich erinnere mich aber noch sehr gut an das überragende Gefühl, wenn ich an einer Kuhwiese vorbei fuhr und mit guten Gewissen sagen konnte "Für mich müßt Ihr nicht sterben!". Leider hielt dieses Gefühl ja nur ein paar Wochen ….
Und so verschließe ich seit 30 Jahren mehr oder weniger die Augen vor dem Thema, dass ich mich gerne vegetarisch ernähren möchte. Ich aß immer sehr wenig Fleisch und Wurst, und litt unter diesem inkonsequenten Verhalten. Und seit ich 1998 bei einer Studienreise durch Syrien in eine Schlachterstraße geriet, ich watete durch Blut und rechts und links von mir nur lange Tische mit Ziegen- und Schafsköpfen, Hunderte, konnte ich kein Fleisch mehr am Stück essen. Nur noch Geschnetzeltes und Hackfleisch. Und weiter litt ich unter dieser Inkonsequenz. Berichte im Fernsehen über Tiertransporte und die Zustände in Schlachthäusern waren und sind für mich unerträglich. Wenn ich auf der Autobahn an einem Tiertransporter vorbei komme, bekomme ich Pudding in den Beinen.
Vorletztes Silvester, ich hatte Freunde eingeladen, war die vegetarische Ernährung wieder Thema und für mich der letzte Impuls, nun vegetarisch zu leben. Sollten sie doch kommen die Mangelerscheinungen. Dann würde man auch sicher etwas dagegen tun können. Das ist mehr als 12 Monate her, bis jetzt habe ich nachgewiesenermaßen noch keine!
Der Verzicht auf Fleisch und Wurst ist für mich zu 99 % kein Problem. Das eine Prozent …. ja, das tritt dann auf den Plan, wenn ich meinen Katzen gekochten Schinken klein schneide. Früher habe ich dann auch mal beherzt zugebissen. Heute muss ich schnell das Gehirn einschalten …. und dann verzichten. Was kein Problem ist, eben nur Bewußtmachung!
Streng genommen bin ich seit über einem Jahr Pesco-Vegetarier. Alle 2 Monate fällt mir etwas Lachs zum Opfer und wenn die Katzen Thunfisch oder Krabben bekommen, landet auch etwas davon in meinem Mund.
Silvester war mein Freund Heinz, Männer-Yoga-Lehrer in der GANDIVA YOGA-Lounge, bei mir zu Gast. Wir haben zusammen gekocht. – Vegan! Heinz, der schon seit vielen, vielen Jahren Vegetarier ist, geht nun eine Stufe weiter. – Weiter in Richtung vegane Ernährung. Die Zutaten für das Silvester-Menü zu bekommen war teilweise nicht ganz so einfach. Vegane Butter – da streikte auch mein Reformhaus in Viersen. Aber Vegetarische tat`s in meinen Augen auch! Was es gab? Eine Möhren-Ingwer-Suppe als Vorspeise. Hauptgang: Dinkelnudeln mit Tomaten und Ruccola. Und das Highlight war das Dessert: Waffeln mit frischem Obstsalat. Der Waffelteig wurde mit geriebener Orangenschale und Zimt verfeinert. Da läuft mir jetzt noch das Wasser im Mund zusammen. Wir sprachen nahezu den ganzen Abend über ein Buch, das Heinz zu dem Schritt, nun vegan leben zu wollen, bewogen hatte.
Ich werde diese Buch nun lesen. – Für mich und für Euch. Peu à peu werde ich Euch mit den wichtigsten Fakten versorgen. Verbunden mit meinen Gedanken, meiner individuellen Auseinandersetzung, dem Zusammenhang zwischen Ernährung und der Yoga-Praxis und meinen nächsten Schritten in Sachen Ernährung. Wie das Buch heißt? PEACE FOOD - Wie der Verzicht auf Fleisch und Milch Körper und Seele heilt, von Ruediger Dahlke. Erschienen bei Gräfe und Unzer. (Fortsetzung folgt)