Minimalistisch leben – mit 100 Dingen oder weniger – No. 6

Melde mich zurück aus dem Ausmist-Winterschlaf. Aufgeweckt hat mich eine Weisheit aus meinem täglichen Abreißkalender. Zum Palmsonntag am 01. April stehen folgende Worte des Dalai Lama geschrieben:

Früher oder später müssen wir ohnehin
unseren Besitz zurücklassen.

Warum nicht gleich?

Inzwischen bin ich absolut überzeugt davon, dass wir uns nicht nur mit jedem Gegenstand weniger leichter fühlen, sondern auch das Leben etwas leichter sehen und nehmen können.

Über ein halbes Jahr läuft mein Projekt, minimalistischer zu leben, nun schon. Spannend, wie sich die Beziehung zu den Dingen um einen herum verändert.
Wir leben und handeln überwiegend so, als ob wir unsterblich wären. – Häufen Besitzt an, streben eine Immobilie an, verschulden uns auf 30 Jahre, sammeln was das Zeug hält, erzählen uns selber Geschichten, dass es für s p ä t e r ist, wir die Dinge bestimmt s p ä t e r noch brauchen werden.
Das fühlt sich für mich inzwischen sehr schwer (schwer von massiv, belastend) an. Je mehr ich mir vor Augen halte, dass unser Leben nur eine begrenzte Zeitspanne lang ist, desto weniger hänge ich an Dingen. Ich erfreue mich an Vielem in meiner Wohnung, aber mit einem Gefühl der Leichtigkeit. Und wenn heute etwas kaputt geht, an dem ich wirklich mal gehangen habe, dann entsorge ich es und gut ist. Meine Katzen helfen schonmal gerne bei diesem Prozess des Loslassen nach ….. ;-).

Um noch mehr Leichtigkeit zu empfinden, war heute nun der große Tag. Der Tag, an dem mein Kleiderschrank dran glauben mußte. Eher gesagt der Inhalt meines Kleiderschrankes. Ein Projekt, was ich schon so lange Zeit vor mir her geschoben habe.
Rund 3 Stunden durchlief jedes Kleidungsstück von allen Seiten meine Hände und Augen. Und dann die Entscheidung: Verschenken oder direkt wegwerfen? Nach rund 3 Stunden lagen 41 Teile zum Verschenken in einem großen Karton und 77 in Tüten auf dem Weg zur Entsorgung.

118 Teile – damit habe ich meinen Winterschlaf aber dicke wett gemacht!

Ich bin überrascht, was ich alles weggeworfen habe und wie sich meine Beziehung zu manchen Erinnerungsstücken verändert hat. Und doch finden sich immer noch vereinzelt Sachen in meinem Kleiderschrank, die ich wahrscheinlich nur ganz wenig bis nie (mehr) anziehen werden. Eine Safari-Weste zum Beispiel, die mich 10 Jahre lang auf den verrücktesten Reisen in die entlegendsten Gebiete dieser Erde begleitet hat. In dieser Weste – mit den gefühlten 100 Taschen – versteckte sich auf Reisen mein ganzes Leben – vom Pass über Medikamente, über Filme, über Steine und Muscheln, die ich unterwegs einsammelte, bis hin zur Wasserflasche, einem Eßbesteck und etwas Süßem sowie kleine Geschenke für einheimische Kinder.

Zurück zu meinem Experiment. Ab morgen heißt`s wieder: jeden Tag 1 Gegenstand aus der Wohnung loslassen.

Auf bald! Eure Ute

P.S.: Ihr habt die Aufzeichnungen No. 1 – 5 zu diesem Projekt noch nicht gelesen?
Hier nochmal die Links: Minimalistisch leben No. 1, No. 2, No. 3, No. 4 und No. 5.