Der GANDIVA YOGA-Newsletter: ENTspannung in Corona-Zeiten

Immer mehr Menschen kommen nicht mehr zur Ruhe, fühlen sich ständig gehetzt, unter Druck, gehen vor ‚Herausforderungen‘ immer mehr in die Knie, finden weder Zeit noch Anlass zum Auftanken. Das Gedankenkarussell kennt keine Stopp-Taste mehr. Abends nur noch platt in die Kissen sinken und morgens unerholt wieder aufstehen. Die Techniker-Krankenkasse hat eine Umfrage gemacht und unter den Befragten fühlten sich 25 % gestresst.

Und das war VOR Corona.

Corona bringt für den einen nicht gekannte Sorgen und verstärkt für den anderen bekannte Sorgen. EXISTENZANGST. Der Faktor Ungewissheit tut sein Übriges.
Viele Menschen ENTspannen sehr gut zusammen mit Freunden, beim Sport in der Gruppe, im Kino, beim Essen im Restaurant, auf einem Konzert, bei einem Städtetripp, im Museum. Diese Möglichkeiten des Runterkommens und Auftankens hat Corona erschwert bis unmöglich gemacht.

Stress war evolutionär überlebenswichtig. Stress bereitete den Körper optimal  auf Wegrennen oder Kämpfen vor. Auf Gefahren wie den Tiger oder Nachbarstamm treffen wir heute eher seltener. 🙂 Für uns reicht das Gedankenkarussell und schon geht die Stresskaskade los: Stress -> Adrenalin wird ausgeschüttet -> der Blutdruck steigt -> die Herzfrequenz steigt -> das Blut fließt in die großen Muskeln (Arme und Beine) -> Zucker und Fette gelangen ins Blut -> das Verdauungssystem wird auf Eis gelegt. Ich war beim Lesen eines Artikels in der aktuellen Ausgabe der Psychologie heute* überrascht, dass ein ehemaliger Professor für medizinische Psychologie an der Uni Marburg, Gert Kaluza,  attestiert, dass die Stresskaskade in uns erstmal nicht gesundheitsschädigend ist, sondern sogar motiviert und leistungssteigernd wirkt. Problematisch wird’s dann allerdings, wenn wir keine Ruhephasen mehr haben, nicht mehr auftanken.

Multitasking und ständig aktive Smartphones erschweren die Ruhephasen.

Der britische Arzt, Rangan Chatterjee, nennt das Problem beim Namen: Mikrostressoren. Damit sind die Dinge des Alltags gemeint, die uns immer wieder in Wallung bringen. Der Partner trägt den Müll nicht runter,  die Fenster sind auch wieder dreckig, die Steuererklärung wartet und und und. Mikrostressoren lauern überall, ohne dass uns der Stress richtig bewusst ist. Mikrostressoren haben die Uneigenart, dass sie ein Tun, eine Handlung bedingen. Mit jedem einzelnden Mikrostressor würden wir spielend klarkommen. Aber wenn die Mikrostressoren von allen Seiten reinfliegen, wird’s eng. …. und gesundheitsschädigend. Der positive Effekt kehrt sich bei chronischem Stress um und schwächt uns. Schwächt unser Immunsystem, läßt unser Gedächtnis zum Sieb werden, macht Konzentration oft nahezu unmöglich. Wenn wir dann an Diabetes erkranken, einen Tinnitus bekommen, an Migräne, Magenbeschwerden, Depressionen, Angststörungen oder Rückenschmerzen erkranken, dann sind wir im Dauerstress angekommen.

Wann sollten wir aufhorchen? Wenn uns Aktivitäten, die uns immer Spaß gemacht haben, uns nicht mehr hinter dem Ofen hervor locken. Wenn wir eigentlich ausreichend Schlaf hatten, morgens aber immer noch platt aufwachen.

Welche Strategie hilft gegen Stress?

Tobias Esch, Professor für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung bringt es auf eine einache Formel:

„Nicht in die Zukunft denken. Alles, was mich ins Hier und Jetzt bringt, ist tendenziell stressreduzierend!“ …. „Bereits einige tiefe Atemzüge holen den Körper wieder in die Entspannung zurück.“ Damit ist die Atemmeditation gemeint. Achtsamkeitstraining fördert die Entspannung. Dazu Esch: „Achtsamkeit entsteht, wenn ich sinnlich werde.“ Und damit meint er, Achtsamkeit entsteht, wenn ich kleinste Veränderungen in der Natur sehe, wenn ich Vogelgezwitscher lausche, den Boden unter meinen nackten Füßen spüre, Atembewegung in mir spüre. Bei den Mahlzeiten rät er auf Smartphones zu verzichten, ganz bewusst zu essen, langsam und genussvoll.

Der Artikel endet mit SOS-Übungen gegen Stress:

  1. Sich erden – Stand, Schuhe ausziehen, gut aufrichten, Brustbein heben,
    Schultern sinken lassen und den Kontakt zum Boden spüren.
  2. Progressive Muskelentspannung – „Schultern entspannen“
    Arme angewinkelt vor der Brust halten. Ellenbogen auf Schulterhöhe.
    Augen geschlossen. Fäuste ballen. Arm- und Oberkörpermuskulatur anspannen, weiteratmen und entspannen. Arme hängen lassen. Spüren, wie die Entspannung sich auf den ganzen Oberkörper ausbreitet.
  3. Gegenbewegung
    Macht Stress die Brust enger, in die Brustöffnung gehen.
  4. Bauchatmung
  5. Seilchenspringen
  6. Lachen

Langfristig wird uns geraten, auf einen Wechsel von Anspannung und Entspannung zu achten. Wer den ganzen Tag sitzt, braucht abends zur Erholung die Bewegung. Wessen Job von action geprägt ist, der solle abends die Stille suchen, um zu erholen.

Um sich bewusst zu werden, wie schön der Tag war, sollen wir uns kleine Steinchen oder Münzen in die linke Hosentasche stecken und immer wenn wir einen Glücksmoment verspüren, wandert ein Steinchen oder eine Münze rüber in die rechte Hosentasche. Und abends machen wir ‚Kassensturz‘. Und lassen den Tag dabei nochmal Revue passieren.  Als Alternative dazu wird das Glückstagebuch genannt. Wir schreiben abends auf, was uns an jedem Tag glücklich gemacht hat. Dazu hatte ich Euch im Rahmen des Online-Adventskalenders 2018 bereits einen Post geschrieben.

Was lehrt uns dieser Artikel? Wie wichtig Yoga und Meditation für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden sind!

Eine schöne Bestätigung. Alles richtig gemacht! Und eine Motivation: Dranbleiben an Yoga und Meditation. Und in Corona-Zeiten noch mehr als sonst.

Herzensgrüße. Und möglichst wenige Mikrostressoren!
Eure Ute

*Psychologie heute, Ausgabe 12/2020, Seiten 16 bis 27