Vor einigen Jahren noch hätte ich mir niemals vorstellen können, Second Hand-Kleidung zu tragen oder gebrauchte Küchen-Utensilien zu nutzen. Ich weiß noch sehr genau, wie irritiert ich war, als eine Yoga-Schülerin eine meiner Yoga-Hosen kaufen wollte. Also meine Getragene. Ich war völlig perplex und sie meinte ganz gelassen: Warum soll ich immer viel Geld für Neues ausgeben? Ich kaufe viel lieber Guterhaltenes.
Für mich war das zu dem Zeitpunkt undenkbar.
Und so blieb auch besagte Yoga-Hose MEINE Yoga-Hose.
Ich erinnere mich auch an Gespräche mit einer wirklich nicht schlecht situierten ehemaligen Yoga-Schülerin, die in einer Kanzlei in Düsseldorf arbeitete und die mir immer wieder berichtete, dass sie einfach nicht einsehen würde, so viel Geld für Klamotten auszugeben. Sie würde schon lange nur Second Hand kaufen. Da war das Thema für mich allerdings noch SEHR weit weg …. .
Natürlich gibt es auch heute noch Kleidung, da bleibt Second Hand für mich undenkbar. … Bademoden, Wäsche, Schuhe, …. .
Jede/r von uns hat bestimmt die Fotos von der Atacama Wüste in Chile vor Augen, in der Überproduktionen der Textilindustrie und gebrauchte Kleidung ‚entsorgt‘ wird. In einem unvorstellbaren Ausmaß. Das Meiste davon China-Produktionen, die in Deutschland verkauft und getragen wurden und nun eine Wüste zumüllen.
Laut eines UN Berichtes aus 2019 hat sich die weltweite Textilproduktion zwischen 2000 und 2014 VERDOPPELT. Mittlerweile ist die Branche für rund 20 Prozent des Wasserverbrauchs weltweit verantwortlich. Wer dazu mehr lesen möchte, schaut gerne hier.
Seit rund einem Jahr kaufe ich so einige Dinge des täglichen Bedarfs auf den Online-Plattformen von Tierschutzorganisationen. Das ist eine Win-Win-Situation: Ich bezahle weniger und das Geld macht nicht noch einen Filialisten reicher. Mit dem Geld kann ich Gutes tun. Und ich trage nicht in dem Maße zu der Vermüllung der Atacama Wüste bei.
So haben schon Tupperschüsseln, Katzenspielzeug, altes Porzellan (zum Betongießen), eine Parmesan-Reibe, Pastateller, ein Pürierstab, ein mini Waffeleisen, tolle Hutschenreuther-Eierbecher, Deko, ein nagelneuer Schlafsack, Kosmetika, Bücher und vieles andere mehr den Weg zu mir gefunden. Ab und zu ist auch Bekleidung dabei.
So koche ich auch nicht mehr ständig selber Marmelade ein. Ich kaufe frisch eingekochte Marmeladen bei Gleichgesinnten. Selbst Geschenke kaufe ich immer mal wieder auf diesen Plattformen. Zuletzt ein Herz, geschmiedet aus mehreren Hufeisen. Die Beschenkte, eine Pferdenärrin, hat sich ein Loch in den Bauch gefreut.
Es ist so viel Ausgefallenes, Kreatives, Selbstgemachtes, Altes im Angebot. Natürlich muss man genau hinschauen – es gibt natürlich auch ‚Schrott‘.
Die Gebrauchsgegenstände sind nicht selten noch in den Originalkartons, da es sich nicht selten um Fehlkäufe oder ungeliebte Geschenke handelte.
Auf diesen Plattformen stelle ich dann auch die Sachen ein, die bei mir privat unter Fehlkauf laufen. Da kommt ganz schön was zusammen für die Tierschutzorganisationen.
Ihr möchtet Kinder in xy helfen oder Igeln oder Wildtieren oder Pferden oder Hunden oder Katzen oder oder oder?!
Sucht Euch doch zu Eurem Herzensthema eine Charity-Organisation, die mit Sicherheit auch auf Facebook vertreten ist, tretet der Gruppe bei und dann werdet Ihr feststellen, dass die meisten einen Online-Flohmarkt haben. Und schon könnt Ihr kaufen, ersteigern und verkaufen. Alles für den guten Zweck.
In den ersten acht Monaten meiner ‚Tierschutzarbeit‘ habe ich rund 120 Päckchen mit Sachen von mir, die ich in einem Online-Flohmarkt eingestellt hatte, gepackt und versendet. Gesamtwert der Spenden rund 2.000 €. Natürlich nimmt es Zeit in Anspruch, die Sachen, die man abgeben möchte, zu fotografieren, einen Text zu schreiben, die Infos online einzupflegen, Kontakt zu den Interessenten und Käufern zu halten, die gekauften Sachen gut einzupacken, online eine Paketmarke zu kaufen und die Pakete in den Paketshop zu bringen. ABER ES MACHT SPAß! Ich habe im letzten Jahr auf diesem Wege so einige tolle Menschen kennengelernt.
Und wenn Ihr jetzt denkt, in meinen Schränken schlummern auch noch genügend Fehlkäufe, ungeliebte Geschenke, Geschmacksverirrungen, aber ich habe definitiv keine Lust … oder Zeit, Stunden zu investieren, um aus diesen Stehrümmchen eine Spende werden zu lassen, gebt die Sachen gerne beim nächsten Yoga-Kurs-Besuch bei mir ab. Legt am besten ein Zettelchen dazu, was das Teil mal gekostet hat und dann stelle ich die Sachen peu à peu für den Tierschutz ein.
Einige von Euch haben mir für unser GANDIVA YOGA Get together am 23. und 24. November „Trödel“ zur Verfügung gestellt. Dadurch konnten rund 500 € an diverse Tierschutzorganisationen gehen.
Und dabei sind 80 % Eurer Sachspenden noch nicht einmal verkauft worden. Morgen gehen drei große Kartons als Spende in den Hephata-Laden in der Albertusstraße und ein kleiner Teil wird von mir über die nächsten Wochen in Online-Plattformen eingestellt.
Bin gespannt, wir Ihr über Second Hand denkt. Ob Ihr schon Second Hand kauft. Wo dabei Eure Motivation liegt. Freue mich auf den Austausch mit Euch.
💚 Vorweihnachtliche Herzensgrüße. 💚
Eure Ute