Auszug aus dem VeBu(Vegetarierbund Deutschland)-Newsletter vom 22. Dezember 2013.
Eure Ute
"Weihnachten – damit assoziieren wir das Fest der Liebe und Barmherzigkeit, eine Zeit, um sich auf die wichtigen Dinge im Leben zu besinnen und um zur Ruhe zu kommen. Wir können es kaum erwarten, den Weihnachtsbaum zu schmücken und Plätzchen zu backen. Wir freuen uns auf die ersten Schneeflocken und darauf, den Heiligen Abend mit Freunden und Familie zu feiern.
Nur die Weihnachtsgans freut sich nicht auf die Feiertage. Bis zum Halse hin gefüllt mit Äpfeln, Zwiebeln und Dörrpflaumen, garniert mit Beifuß und Majoran, serviert mit Knödeln, Rotkraut und goldglänzender Bratensoße, so liegt sie am Weihnachtsabend auf unserem besten Silbertablett.
Immer noch auf Platz eins der traditionellen Weihnachtsgerichte der Deutschen werden jährlich in der Vorweihnachtszeit 350.000 Gänse geschlachtet. Die stark saisonale Nachfrage kann jedoch von deutschen Erzeugern nicht gedeckt werden. Ein Großteil der Gänse wird daher aus Ungarn und Polen importiert. Dort liegen die Mindestanforderungen für industrielle Tierhaltung weit unter den Standards der deutschen Rechtsverordnung. Immer wieder machen Tierschützer auf die unzumutbaren und grauenhaften Lebensumstände von Gänsen in den dortigen Mastbetrieben aufmerksam. Die Tiere werden in großen Industriehallen gehalten und in nur wenigen Wochen auf ihr Schlachtgewicht von 3-4 Kilogramm gemästet. Besonders qualvoll ist die Rupfung noch lebender Gänse durch Maschinen. Dies ist zwar nach EU-Recht verboten, die Betriebe in Ländern wie Ungarn und Polen werden jedoch von den dortigen Behörden kaum kontrolliert. Ungarn ist darüber hinaus der weltweit größte Exporteur von Stopfleber (Foie gras*). Um die französische Delikatesse auch wirtschaftlich lukrativ zu machen, wird den Gänsen und Enten mehrere Male am Tag hochkalorischer Futterbrei über ein Rohr in den Magen gepumpt, sodass die Leber verfettet und auf ihre dreifache Größe anwächst. Die Produktion von Stopfleber ist in Deutschland zwar verboten, ihr Import hingegen ist erlaubt. Durch die Masthaltung leidet jedoch nicht nur die Qualität des Fleisches. Der Einsatz von Antibiotika in der industriellen Tierhaltung stellt darüber hinaus ein Gesundheitsrisiko für den Menschen dar.
Es gibt also genug Gründe, Gans und Ente (nicht nur) an Weihnachten zu verschonen. Wer sich dazu entschließt, ein fleischloses Menü zuzubereiten, kann sich aber trotzdem auf ein leckeres Festmahl freuen.
Das Weihnachtsgericht der Norddeutschen, Kartoffelsalat mit Würstchen, lässt sich leicht zu einer leckeren Veggie-Alternative umwandeln, indem man die Würstchen durch pflanzliche ersetzt. Diese werden von zahlreichen Herstellern angeboten und sind in Bioläden, aber zunehmend auch in den großen Supermarktketten, im Kühlregal erhältlich.
Wer auf den Weihnachtsbraten nicht verzichten möchte, findet im Internet eine große Auswahl an fleischlosen Alternativen. So hat beispielsweise der Hersteller Wheaty neben rustikalen Rosmarin-Rouladen auch Seitansbraten in seinem Sortiment und die Schweizer Firma Soyana bietet Peace-Hackbraten aus Seitan in der 1-Kilogramm-Großpackung für die ganze Familie. Auch Vantastic Foods, die Hausmarke des Online-Versandhändlers Alles Vegetarisch, bietet Veggie-Braten oder die beliebte Veggie-Ente an. Mit Preiselbeersoße, Klößen und Rotkraut ist so schnell ein Festmahl gezaubert!
Richtig gewürzt können die tierfreundlichen Alternativen locker mit der Weihnachtsgans mithalten. Und die freut sich, dass sie den Frühling noch erleben darf.
Ann-Christin Heim"