Savasana, die Schlussentspannung – Wegdösen oder viel mehr?

Besonders an den herrlich sommerlichen Tagen der letzten Wochen wurden immer wieder Stimmen laut: „Ach können wir nicht 90 Minuten einfach nur Savasana machen?“ Und auch „Ich habe noch einen Termin, ich geh dann vor Savasana!“ höre ich nicht selten.

Ich nehme Euch jetzt mit auf die Reise in die Tiefen von Savasana:

Savasana, die Schlussentspannung am Ende der Yoga-Stunde, also die Endposition jeder Yoga-Stunde, klingt erst einmal nach auf dem Rücken liegen und sich nicht mehr bewegen müssen. Und vielleicht sogar in ein kleines Schläfchen abtauchen können, wo der Tag doch so anstrengend war und gleich die Familie wieder wartet  …. .

In Wirklichkeit aber ist Savasana das schwierigste Asana (= Körperhaltung) im Hatha Yoga. – Statt ‚Wegdösen aus der Rückenlage‘ eine tiefe Erfahrung machen. Der Name sagt es schon SavASANA – ASANA für Körperhaltung.

Sava ist Sanskrit und heißt in der Übersetzung Leichnam. Savasana ist die Totenstellung. Will sagen, der Körper ist völlig unbeweglich, die Gedanken sind ruhig. Aber der Geist, der ist ganz wach! Wir sind im Spüren-Modus und das für zwischen 5 und 20 Minuten. Am Anfang von Savasana werden Körper und Geist regelrecht noch einmal gescannt, um letzte Anpsannungen, Blockaden zu spüren und zu lösen.

Kein Verändern der Lage mehr, wenn man sich einmal in Savasana eingerichtet hat und die Yoga-Lehrerin die Achtsamkeit der TeilnehmerInnen nicht mehr durch den Körper führt. Kein Augen öffnen, Augen schließen, kein Augenreiben, kein Muskelpartien ANspannen und ENTspannen mehr, kein  Einschlafen, noch nicht einmal der kleine Finger rührt sich noch ……… . Besonders das Nicht-Einschlafen ist für viele Yoga-Praktizierende die große Herausforderung.

Savasana schaltet alle äußeren Reize aus und öffnet für die inneren Kräfte.
Regungslosigkeit. – Mit dem Ziel, Körper und Geist zu kräftigen und zu erfrischen.

In Savasana geht es darum, den Körper immer mehr loszulassen und ebenso die geistige Bewegung.

Dazu sagt der weltweit bekannte Yoga-Lehrer B.K.S. Iyengar in seinem Buch ‚Licht auf Yoga‘:
„Es ist viel schwieriger, die Gedanken als den Körper ruhig zu halten. Deshalb ist diese dem Anschein nach einfach zu meisternde Haltung eine der schwierigsten.“

Während Savasana verteilt sich die Energie, die wir durch Asanas und Atemtechniken aufgebaut haben, im ganzen Körper.

Savasana ist auch die Auseinandersetzung mit dem Sterben. „Wenn der Körper stirbt, lösen sich die Sinne und subtilen Elemente auf, gefolgt vom Absterben der gewöhnlichen Ebenen unseres Geistes mit all seinen negativen Emotionen wie Hass, Gier und Unwissenheit. Wenn schließlich alles abgefallen ist, was den erleuchteten Geist im Leben verdunkelt hat, bleibt nichts mehr, was unsere wahre Natur noch verdecken könnte. Was dann letztlich offenbar wird, ist der ursprüngliche Grund unserer absoluten Natur – einem reinen und wolkenlosen Himmel vergleichbar.“ 
Aus: Sogyal Rinpoche, „Das Tibetische Buch vom Leben und vom Sterben“

Wirkungen von Savasana:
Entspannung der Muskulatur
Entspannung des Nervensystems
Stresshormone werden abgebaut
Endorphine werden ausgeschüttet
Kann Angstzustände und Schlaflosigkeit mildern
Schafft neue Energie
Selbstheilungsprozesse werden aktiviert
Fördert die Ausgeglichenheit
Hilft den Blutdruck zu senken
Soll Kopfschmerzen lindern

Erst die Schlussentspannung führt zur Ernte der Yoga-Praxis. Wir kommen wirklich runter, lassen optimal los und unsere Akkus werden wieder aufgeladen. Und so stehen wir mit einem wohligen Körpergefühl und einem Energiekick wieder von der Matte auf und gehen regeneriert in Körper & Geist in den Alltag.

Wenn Ihr Probleme im unteren Rücken habt, dann stellt in Savasana, in der Rückenlage, entweder die Füße vor dem Gesäß auf oder legt Euch ein Kissen, einen Stapel aus zwei Kissen, in die Kniekehlen.  Das entlastet den unteren Rücken enorm. Bei Problemen im Nacken braucht der Hinterkopf eine kleine Unterstützung. Aber bitte nur so hoch, dass der Kopf noch in der Verlängerung der Wirbelsäule liegt. Ein Yoga-Sitzkissen ist dazu meistens zu hoch. Dann nehmt eine Decke oder ein gefaltetes Handtuch. Zu schlank zu sein, kann übrigens auch ein Hindernis in Savasana darstellen. Das Steißbein liegt dann unangenehm hart auf und Entspannung wie Spüren fallen schwer. Das Einzige, was man dann oft spürt, ist Schmerz. Hier auch Kissen in die Kniekehle oder Füße aufgestellt.

Wenn Ihr in Savasana geübt seid, dann praktiziert Savasana doch auch einmal nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag oder im Anschluss an die  Jogging-Runde. Macht Savasana so zu einer eigenständigen Yoga-Praxis.

Vielleicht führen diese Ausführungen zu einem ganz neuen Erleben von Savasana und zu der Einstellung, Savasana als krönenden Abschluss einer jeden Yoga-Praxis zu sehen und auch nicht darauf verzichten zu wollen.

Freue mich auf Euer Feedback.

Herzensgrüße
Ute