Der GANDIVA YOGA Newsletter: Tabuthema Darmspiegelung

Wenn ich in meinem Freundes- oder Bekanntenkreis das Thema Darmspiegelung anspreche, gibt es zwei Lager. Lager I hatte bereits das ‚Vergnügen‘. – Jedoch nicht freiwillig, sondern durch die Bank weg aufgrund von Beschwerden und Lager II äußert ganz kleinlaut ‚Ich müsste ja, aber ich traue mich nicht! Ich schieb das weit weg … . Hat noch Zeit … !‘.

Männern ab 50 und Frauen ab 55 Jahren wird in Deutschland eindringlich geraten, zur Darmspiegelung zu gehen. Diese Leistung wird ab der genannten Altersgrenzen im Rahmen der Vorsorge  von den Krankenkassen übernommen.

„Darmkrebs ist bei beiden Geschlechtern die dritthäufigste Krebserkrankung. In Deutschland erkranken jährlich rund 33.000 Männer und 28.000 Frauen an Darmkrebs. Ab dem 50. Lebensjahr tritt diese Krebserkrankung vermehrt auf.“ – So zu lesen bei der Krebsgesellschaft.

Seit ich 54 Jahre alt bin, verfolgen mich die Ärzte mit dem Spruch: Denken Sie daran, wenn Sie 55 Jahre alt sind, sollten Sie unbedingt zur Darmspiegelung gehen. Irgendwann war ich dann 55 Jahre alt … und redete mich rund eineinhalb Jahre mit ‚Corona‘ raus. Und mit diesem Argument, dieser Ausrede, machte ich bei den Ärzten natürlich so gar keinen Stich. Als mich im Frühjahr dann auch noch eine Sprechstundenhelferin eindringlich ansprach und meinte, ‚Sie müssten doch längst bei der Darmspiegelung gewesen sein. Machen Sie das zeitnah! Kann ich Ihnen nur zu raten!, dachte ich, entkommen kann ich dem Thema eh nicht, also ran an das Thema. Nur doof, wenn man dann schon mal fest entschlossen ist und erst viereinhalb Monate später einen Termin bekommt. Worüber ich noch froh sein konnte, weil die Wartezeit für prophylaktische Darmspiegelungen wohl durchaus auch sechs Monate betragen können, wie ich später hörte.

Ich möchte Euch heute Mut machen, das Thema Darmspiegelung anzugehen. Denn es gibt wirklich überhaupt keinen Grund, nicht zu gehen, aber viele Gründe, zu gehen.  Und ich kann Euch versichern, wenn Ihr die ersten 12 Stunden der Vorbereitungsphase überstanden habt, sind die nächsten 12 nicht mehr das Thema und die Untersuchung selbst ist 0,0 schlimm oder unangenehm. Und wenn ich das sage, könnt Ihr mir das glauben. Ich bin da nämlich eher eine ‚Mimmi‘.

Im Vorfeld der Untersuchung war ich hauptsächlich damit beschäftigt, mir einzureden, dass ich niemals 24 Stunden lang hungern könne und mir von der Chemie-Pampe zum ‚Ausleiten‘ bestimmt schlecht würde. Mein Termin wurde dann unnötigerweise seitens der Praxis noch einmal nach hinten verschoben und mein neues ‚Date‘ war am späten Nachmittag. Worüber ich mir zunächst keine Gedanken machte, aber dann las ich, dass ich somit 36 Stunden fasten müsse. Wohl darauf begründet, dass die ‚Ausleitung‘ sonst nachts stattfinden würde. Da ich aber eine Nachteule bin, passte ich mir den Plan auf 27 Stunden Fasten an.

Bereits fünf Tage vor der Untersuchung muss auf bestimmte Lebensmittel verzichtet werden. Lebensmittel, die die Technik und die Sauberkeit des Darms zum Zeitpunkt der Untersuchung in Gefahr bringen können. Dazu zählte dann bedauerlicherweise ein großer Teil meines üblichen Speiseplans: Tomaten, Paprika, Körnerbrot und -brötchen, Nüsse, Kerne, Obst mit kleinen Kernen, wie Kiwis, Himbeeren & Co.. Wie gut, dass es noch Mischbrot gab und die guten alten Äpfel.

Im Rahmen des Vorgespräches gab man mir den Tipp, dass Gemüsebrühe sehr hilfreich, lecker, sättigend und vor allem wärmend in der Zeit ohne feste Nahrung sei. Gesiebte Gemüsebrühe, versteht sich. Und ich solle mir doch leckere klare Säfte und Limonaden kaufen, die dann auch entsprechend satt machen. Okay, die hatte ich mir aufgrund des hohen Fruktosegehalts in diesen Getränken  in den letzten Jahren verkniffen, aber jetzt legte ich mir einen Zitronenlimonaden- und Apfelsaft-Vorrat an. Hinzu kommt, dass sowohl Gemüsebrühe als auch Limonaden und Säfte den Geschmack der Chemiebrühe sehr erfolgreich übertünchen.

Meine größte Sorge vor stundenlangem Hunger trat nicht auch nur für eine Sekunde ein und schlecht wurde mir von der Chemiebrühe auch nicht. Lecker ist anders, klar. Aber mit der Chemiekeule in der einen und einem leckeren Apfelsaft in der anderen Hand geht alles. Alles machbar.
In den ersten zwölf Stunden waren gut aushaltbare Darmverkrampfungen über rund eine Stunde das einzigst Unangenehme. Wobei vier Liter in 12 Stunden zu trinken für mich auch zu einer Herausforderung wurde. Aber alles Pillepalle.  In den zweiten 12 Stunden schmeckte die Chemiebrühe nicht mehr ganz so schlimm, die Darmverkrampfungen blieben ganz aus und es gab nur noch zwei Liter Flüssigkeit zu ‚vernichten‘.

Und so war ich selbst dann noch erstaunlich gelassen, als ich schon im Wartezimmer saß. Im Untersuchungsraum bekam ich dann eine topmodische dunkelblaue Hose mit einem langen Schlitz im Gesäßbereich. Dann wurde ein Zugang auf meinem Handrücken gelegt, ich plauderte noch ein bisschen mit dem Gastroenterologen und hörte seine Assistentin noch sagen, dass sich wohl gleich die Heizung, auf die mein Blick gerichtet war, bewegen könnte … und dann wachte ich auf, komplett angezogen, in einem anderen Zimmer, in halbliegender Position, bequem auf einem Sessel. Es ging mir gut, aber der Mittelteil fehlt komplett. Filmriss! Und dieser Umstand ist der starken Beruhigungs- und Schmerzmittel-Spritze geschuldet. Irgendwann stand meine Freundin Claudia in der Türe und ich durfte aufstehen, was auf eher wackeligen Beinen vonstatten ging, wie ein bisschen ‚beschickert‘. Das war also eher lustig, wie nach drei Sektchen zu viel. Wir gingen in Richtung Aufzug und dann habe ich viele kleine Filmrisse, bis ich zu Hause in meinem Bett aufwachte. Es gibt kleine Sequenzen der Erinnerung, aber von dem eigentlichen Eingriff keine. Nachdem ich zu Hause rund eine Stunde geschlafen hatte, war ich wieder wie neu. Keinerlei unangenehmes Körpergefühl, dass jemand durch meinen Darm ‚gereist‘ ist. Immer noch keinen Hunger, keine Schwäche. Alles, als ob nichts geschehen wäre.

Bevor mir die Beruhigungsspritze das Licht ausgeknipst hat, habe ich mich ja noch mit dem Arzt unterhalten. Lustig war nämlich, dass am Abend vor dem Eingriff ein Newsletter vom Zentrum der Gesundheit in mein eMail-Postfach flatterte. Und es ging um … Darmspiegelungen. Tenor war, dass Darmspiegelungen das Risiko an Darmkrebs zu sterben, nicht wirklich senken können.
Ich sprach den Arzt darauf an und er meinte, dass er vor zehn Jahren bei den Darmspiegelungen immer wieder auf Darmkarzinome gestoßen sei. Heute aber, weil so viele Menschen zur Vorsorge gehen, werden Polypen, die als Krebsvorstufe gelten, frühzeitig entdeckt. Diese Polypen werden im Rahmen der Darmspiegelung gleich entfernt und damit ist das Risiko an Darmkrebs zu erkranken, minimiert.
L O G I S C H !

„Die Umwandlung von gesunden Darmzellen in Krebszellen erfolgt häufig über gutartige Vorstufen, die sogenannten Darmpolypen (Adenome, Polypen). Dies sind pilzähnliche Vorwölbungen der Darmschleimhaut, die in den Darmraum hineinwachsen. Etwa 90 % der Darmkrebserkrankungen entstehen dadurch, dass diese Polypen entarten, ihre Zellen also zu Krebszellen umgewandelt werden.

Die Entwicklungsstufen des Darmkrebses: [1] Ein gutartiger Polyp in der Darmwand, der endoskopisch erkannt und entfernt werden kann. [2] Einzelne Zellen des Polypen sind zu Tumorzellen entartet. In diesem Stadium ist eine endoskopische Entfernung noch möglich. [3] Aus dem gutartigen Polypen hat sich ein bösartiger Tumor entwickelt, der bereits tief in das Gewebe eingedrungen ist und nur durch eine Operation entfernt werden kann.

Darmkrebs: Entwicklungsstufen des Darmkrebses
Quelle: © dkg-web.gmbh

In den meisten Fällen lässt sich keine einzelne Ursache für die Krebsentstehung benennen. Man kennt jedoch bestimmte Faktoren, die das persönliche Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, erhöhen. Oft besteht eine Veranlagung. Hinzu kommen in erster Linie bestimmte Ernährungs- und Lebensgewohnheiten.“ – So von der Website der Krebsgesellschaft übernommen.

YOGA hat mir auf jeden Fall geholfen, die Zeit gelassener zu überstehen, meinem Gedankenkarussell keine freie Fahrt zu lassen. Ich sagte mir immer wieder: JETZT geht es Dir gut, warum willst Du Dir ausmalen, was morgen ist und wie die Untersuchung sein wird? Und das hat sehr geholfen.

Meine liebe Freundin Claudia holte mich kurz vor dem Termin ab, brachte mich in die Praxis, musste leider im Auto vor der Türe warten, holte mich dann aber auch wieder im Aufwachraum ab und fuhr mich nach Hause. Wir haben uns wohl die ganze Fahrzeit über unterhalten …. ich erinnere mich an kein Wort! …

TIPP: Lasst Euch bitte keinesfalls von einem Taxi nach Hause bringen. Ich verstehe überhaupt nicht, dass das gestattet ist. Das sollte ein lieber, empathischer, Euch sehr vertrauter Mensch,  machen. Zu Hause angekommen solltet Ihr auch noch ein, zwei Stunden unter Beobachtung bleiben, liegen, am besten schlafen.
Vereinbart optimalerweise einen Frühmorgenstermin für die Untersuchung. Kauft Gemüsebrühe, Apfelsaft und leckere Limonaden. Als ‚Henkersmahlzeit‘ habe ich ein Baguette mit Käse und hartgekochtem Ei sowie eine Banane gegessen. SEHR sättigend. Und den Hafermilch-Latte Macchiato habe ich mir auch noch gegönnt.

Liebe Yoginis ab 55 und liebe Yogis ab 50, wenn Ihr noch nicht bei der prophylaktischen Darmspiegelung gewesen seid, dann schwingt doch JETZT den Hörer und macht einen Termin. Ich sage Euch gerne, in welcher Praxis ich war.
Und Ihr werdet es erleben: Alles völlig easy!

Bleibt gesund! Bleibt gelassen!
Herzensgrüße. 💜
Eure Ute