Der GANDIVA YOGA-Adventskalender am 21. Dezember: Wie wichtig sind Rituale für unser Leben?

                            Kugel_Lila_21

Beginnen wir damit, wie denn eigentlich RITUAL definiert wird. Und dazu habe ich wikipedia bemüht:  

"Ein Ritual (von lateinisch ritualis ‚den Ritus betreffend‘, rituell) ist eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt. Sie wird häufig von bestimmten Wortformeln und festgelegten Gesten begleitet und kann religiöser oder weltlicher Art sein (z. B. Gottesdienst, Begrüßung, Hochzeit, Begräbnis, Aufnahmefeier usw.)."

Ich persönlich empfinde das Wort Ritual in unseren Landen und in unserer Zeit bedauerlicherweise als eher negativ besetzt. Aberglaube, Hokuspokus, Naivität schwingen da mit. Dabei gibt es wohl kaum einen Menschen, dessen Alltag nicht von Ritualen geprägt ist. Diese scheinen dann doch wohl offensichtlich stark un(ter)bewußt abzulaufen.

Macht den Test! – Fragt doch mal Euren Partner, Eure Freundin, Eure Nachbarin, ob er oder sie Rituale praktiziert. Oder fragt Euch. – Jetzt!
Und? …… 😉

Es gibt Menschen, die morgens unbedingt ihren Kaffee brauchen, "sonst bin ich den ganzen Tag nichts wert!". – Ein Ritual. Es gibt Frauen, die gehen ohne Lippenstift nicht aus dem Haus. "Noch nicht einmal zur Mülltonne". – Ein Ritual. "Ohne Gute-Nacht-Kuss kann ich nicht schlafen". – Ein Ritual. "Wenn ich morgens nicht kurz die wichtigsten Artikel der Rheinischen Post quer gelesen habe, kann ich nicht ins Büro fahren". – Ein Ritual. "Wenn ich in Urlaub fliege – nie ohne mein Schwarzbrot." – Ein Ritual. "Am 2. Adventssonntag bin ich immer mit meiner Freundin auf dem Weihnachtsmarkt in xy." – Ein Ritual. Am Sonntag frühstückt die ganze Familie zusammen. "Das ist mir heilig." - Ein Ritual. "Wenn ich mir ein Buch kaufe, lese ich immer die letzte Seite zuerst." – Ein Ritual. …

Für mich ist es u.a. ein Ritual, vor dem Zähneputzen morgens und abends das Nasenkännchen zu benutzen, den Mundraum mit Öl zu reinigen, in meiner Wohnung zu räuchern und täglich 1 bis 2 Stunden durch die Natur zu streifen. Meine morgentliche Meditation ist auch ein Ritual. Ebenso meine Yoga-Praxis. Kerzen anzünden in der dunkleren Jahreszeit gehört zu meinen Ritualen. Ich finde Rituale dieser Art wunderschön, ich genieße sie, freue mich auf sie, erfreue mich an ihnen. – Sie entspannen und entschleunigen mich. – Sie tun mir einfach gut!

Was ist das Positive an Ritualen?

Dazu titelt DIE WELT online* 'Die unheimliche Macht der Rituale. Subline: Für Geisteswissenschaftler halten sie Gemeinschaften zusammen, für Hirnforscher stiften sie Orientierung im Chaos: Warum wir auf Rituale nicht verzichten können.'
Im Artikel werden Tätigkeiten wie Duschen, den Tatort am Sonntag schauen, die Tai Chi-Zeremonie am Morgen in chinesischen Parks den Ritualen zugeordnet und attestiert, dass Rituale verbinden, Halt und Orientierung geben.
Lt. Michael von Brück, Professor für Religionswissenschaften an der Uni München sehnen sich Menschen regelrecht nach Verbindendem. Bei aller Individualität und Selbstbestimmtheit, die wir heute leben.

Focus online** faßt zusammen, dass Rituale beruhigen und bei der Stressbewältigung wertvolle Dienste leisten können.

"In Zeiten des Übergangs, in denen uns der gewohnte Halt nicht mehr trägt und neuer noch nicht da ist, können Rituale uns einen Rahmen geben, von dem wir uns gehalten fühlen. Sie bieten uns in der Zeit der Orientierungslosigkeit eine Struktur. Durch das erforderliche symbolische Handeln machen sie aus dem Opfer in der Haltlosigkeit einen Akteur. Sie reduzieren in einem hohen Maße Stress und Angst, weil wir während des Rituals das Gefühl haben, handeln zu können, anstatt der Hilflosigkeit zu erliegen. …. Forschungen an der Uni Heidelberg, dem Zentrum des weltweit größten Forschungsverbunds zum Thema Ritualdynamik, haben letztlich zusammenfassend herausgefunden, dass Gemeinschaft ohne Rituale nicht möglich ist, eben weil die geregelten Handlungsabläufe eines Rituals das Zusammenleben besser strukturieren, als Vorschriften es jemals könnten. Untersuchungen haben über all das hinausgehend auch noch gezeigt, dass ein Lebenswandel ohne Rituale das Gehirn überfordert und zu neurologischen Erkrankungen und Migräne führen kann." ***

Rituale sind wichtig. Rituale sind hilfreich und heilsam. Lebt Eure Rituale. Steht zu Euren Ritualen.

Eure Ute

*     DIE WELT online, Rubrik Gesundheit/Psychologie, Ausgabe 14.06.2011
**    Focus online, Rubrik Psychologie, Ausgabe 24.09.2009
***  Yoga Aktuell, Ausgabe Dezember 2014, Seiten 64 ff.