In der vergangenen Woche haben wir uns in allen Kursen mit Kapalabhati beschäftigt. Da diese Technik für einige neu war, löse ich hiermit mein Versprechen ein, Euch diese Atemtechnik nochmal im Detail näher zu bringen. So nah, dass Ihr die Technik auch zu Hause problemlos anwenden und ‚trainieren‘ könnt.
Kapalabhati ist eine Reinigungs- und Atemtechnik. Kapala ist der vordere Schädel – bhati heißt Licht, Glanz, leuchten, hell erscheinen lassen.
Kapalabhati verhilft uns zu einem Energiekick und hält gleichzeitig das Gedankenkarussell an.
Durch die kräftigen Bewegungen der Bauchdecke wird viel Energie im Körper erzeugt. Energie steigt ihrer Natur nach hoch, in den Kopf, und daher kommt der Name Schädelleuchten. Die Energie kann ein ‚lichtes‘ Gefühl im Kopf erzeugen.
Kapalabhati wird z.B. als eigenständige Yoga-Praxis eingesetzt oder als Vorbereitung für die Meditation (–> Grundstille!).
Liegt ein anstrengender Tag vor Euch, die Power aber fehlt, dann praktiziert morgens Kapalabhati. – Und der Tag kann kommen!
Kommt Ihr abends erschöpft nach Hause und sehnt Euch einfach nur nach Ruhe im ‚Kopfkino‘, dann praktiziert Kapalabhati. – Und der Gedankenstrom wird unterbrochen.
Kapalabhati
– reinigt die Atemwege (Bronchien, Alveolen, Luftröhre,
Nasendurchgänge, Nebenhöhlen)
–> gut bei (Heu-)Schnupfen und chronischen Entzündungen der
Nebenhöhlen
– verbessert die Atemfunktion
– aktiviert den Stoffwechsel
– belebt Milz, Leber, Bauchspeicheldrüse, Bauchmuskulatur
– regt die Verdauung an
– regt die Gehirntätigkeit an/Erfrischung des Geistes
– regt den Kreislauf an
– hebt die Stimmung
– beseitigt geistige und emotionale Spannungen
Was passiert körperlich bei Kapalabhati?
Vermehrtes Abatmen von CO2 führt zu einem zeitversetzten Einatemimpuls.
Wann ist Kaphalabhati kontraindiziert?
– bei Ohrenleiden (z.B. Ohrensausen)
– bei Augenleiden (z.B. Netzhautablösung)
– bei einem Lungenemphysem
– bei einer labilen Psyche
– bei Schwindel, Drehschwindel
Die Hatha-Yoga-Pradipika, eine Hatha-Yoga-Schrift, besagt:
„Ein schnelles Prakizieren von Recaka (= Ausatmung) und
Puraka (= Einatmung), wie Leeren und Füllen des Blasebalgs
eines Schmieds, wird Kapalabhati genannt, bekannt als der
Zerstörer von Krankheiten, die durch zu viel Schleim
entstanden sind.“ (Vers II, 36)
Ausführung:
– meditative Sitzhaltung
– Nasenkännchen (jala neti) oder Nase schnäuzen
– Bauchdecke völlig entspannt halten
– Einatmung (ca. 2/3 des Atemvolumens)
– kraftvolles schnelles Ausatmen (Nase!) bei gleichzeitigem, HORIZONTALEM
Zurückwerfen der Bauchdecke (Richtung Wirbelsäule!)
– der Atem strömt zwischen den Kapalabhati-Stößen passiv, reflexhaft
wieder ein
– eine Runde endet mit einer langen Ausatmung (Nase!)
– Atembetrachtung
– Anfänger: 10, 20, 30, 40 Stöße pro Runde, 3 – 5 Runden
– Fortgeschrittene: bis 120 Stöße pro Runde, Anzahl Runden
eigenverantwortlich
Hinweise:
– wer sich psychisch nicht stabil fühlt, wer traurig, „schlecht drauf“ ist,
sollte auf jeden Fall eine ausgleichende Atemtechnik wählen
– Oberkörper/Schultern soll(en) nicht hüpfen
– Bauchdecke bei der Ausatmung nicht nach vorne stülpen, werfen
– die Bewegung der Bauchdecke erfolgt horizontal
– wenn der Ton schwächer wird, oder die Bauchdecke sich nicht mehr
rhythmisch bewegen läßt, aufhören oder die Anzahl der ‚Schnauber‘
sowie Anzahl der Zyklen verringern
– sollte Schwindel auftreten, einfach aufhören, Bauchatmen!
Vorbereitende Übungen:
z.B. Bauchatmung und jede Form der Schulterbrücke
Bei Fragen, fragen! Schreibt gerne eine Mail oder ruft mich an. Oder sprecht mich vor oder nach den Yoga-Stunden an.
Herzensgrüße. Eure Ute