Der GANDIVA YOGA-Adventskalender am 15. Dezember: Warum wir gähnen

In jedem GANDIVA YOGA Einsteiger-Package stelle ich die Frage, ob die TeilnehmerInnen glauben, dass unser Körper uns signalisiert, wenn wir sauerstoffunterversorgt sind und mal kräftig durchatmen sollten. Dann sind die Lager gespalten. Die eine Hälfte meint JA, die andere NEIN. Und die JA-Gruppe gibt meistens das Gähnen als Signal des Körpers, dass wir JETZT mal tief atmen müssen, an. Bisher war mein Wissensstand dazu, dass es keinen fundierten Beleg dafür gibt, dass Gähnen für Sauerstoffmangel steht. Unser Gehirn ist evolutionär bedingt nur in der Lage, zu viel CO2, also verbrauchten Sauerstoff, im Blut zu messen. Basierend auf Muskelarbeit.  Wie wir heute arbeiten – Kopf statt Muskeln – war evolutionär nie vorgesehen. Hintergrund zu der von mir diskutierten Frage ist die Wichtigkeit erstens vom richtigen Atmen (Belüftung aller Atemräume der Lunge) und zweitens von den Atemtechniken, die Yoga bietet.

Und auch noch am 1. Dezember diskutierten wir im Rahmen des Einsteiger-Packages wieder besagte Frage und genau eine Woche zuvor wurden unter  www.gedankenwelt.de neuste Erkenntnisse zum Gähnen eingestellt. Neurowissenschaftlerin Raquel Marin spricht in diesem Artikel über Bedeutung und Funktion des Gähnens:

  • Wissenschaftler schätzen, dass wir 28 mal am Tag gähnen. Wobei wir mit dem Gähnen bereits ab dem fünften Monat im Mutterleib beginnen.
  • Gähnen ist wichtig für die Gesundheit unseres Gehirns; trägt zu einer ordnungsgemäßen Gehirnentwicklung und -funktion bei.
  • Gähnen = Sauerstoffmangel? Wir atmen ununterbrochen ein und aus. Atmen hat also nichts mit der Sauerstoffversorgung des Gehirns zu tun. Der Sauerstoff, der die Gehirnzellen versorgt, wird über die Blutgefäße transportiert.
  • Gähnen erhöht die Flüssigkeitsmenge im Gehirn. Dadurch sind wir aufmerksamer, konzentrierter.
  • Gähnen kühlt das Gehirn. Durch Gähnen erhöhen wir die Belüftung und somit sinkt die Temperatur im Gehirn.
  • Schlafmangel, Stress und geistige Erschöpfung lassen die Gehirntemperatur ansteigen.

Fazit: Ihr solltet Euch das Gähnen nie verkneifen! Und unhöflich kann Gähnen somit auch nicht sein!

In Bezug auf Atemtechniken – und somit auch auf Yoga – fand ich einen Bericht auf SPIEGEL ONLINE* sehr interessant. In einem Experiment testeten Psychologen an 44 Studenten, ob verschiedene Atemtechniken die ansteckende Wirkung des Gähnens beeinflussen. Die Versuchsteilnehmer atmeten entweder nur durch die Nase oder nur durch den Mund. Eine dritte Gruppe bekam eine Nasenklammer und eine weitere konnte freigewählt atmen. Während des Experimentes wurden den Studenten Videos gezeigt mit Menschen, die lachten, gähnten oder neutral vom Gesichtsausdruck her waren.
Ergebnis: In der Gruppe, die durch die Nase atmete, gähnte niemand im Laufe des Versuchs.  In allen anderen Gruppen gähnte die Hälfte der Teilnehmer.

Fazit: Beim Atmen durch die Nase wird das Blut im Inneren des Organs (also der Nase) abgekühlt und strömt dann durch das Gehirn. – Eine zusätzliche Kühlung durch Gähnen ist nicht notwendig.

Es gab darüber hinaus Experimente mit Kühlpads, die Probanden sich an die Stirn hielten, während sie Videos mit gähnenden Menschen schauten. Keine der Versuchspersonen musste gähnen.

Gähnen scheint nun also eher der Erholung zu dienen. Die erhöhte Sauerstoffzufuhr ist ein positiver Nebeneffekt. Primär geht’s darum, über das Gähnen einen Temperaturaustausch im Gehirn zu steuern. Wird über das Gähnen das Gehirn gekühlt, sind wir wieder „frisch“ im Kopf. Frisch für Neues.

Happy Gähnen!

Eure Ute

* SPIEGEL ONLINE v. 28. Juni 2007, Mund auf, Gähnen kühlt das Gehirn